Zukunftsfähigkeit braucht Begriffsklarheit
Bücher sind das Medium der Tiefbohrung. Einen Standpunkt herzuleiten und gründlich zu durchdenken, eine mutige Argumentation aufzubauen, die dem Zeitgeist trotzt, eine Neuschöpfung vorzulegen, die mit klarer Kontur und starker Stimme hervorsticht, – all das braucht Muße und Raum, den nur ein Buch zu geben vermag.
Wer vordenken will, muss nachdenken wollen
In meinen Büchern nehme ich die Grundlagen in den Blick; sie laden ein, nicht nur mit Begriffen zu denken, sondern auch an ihnen zu arbeiten. Diese Begriffsarbeit ist kein Selbstzweck. Begriffe sind Wörter mit Verstehen. Wer eine Sache begriffen hat, hat einen Begriff von der Sache. Ich verstehe es als meine Aufgabe als Wissenschaftler, den Horizont des Denkmöglichen zu entwerfen, indem ich zeitgemäße Begriffe bereitstelle. Dies ist unsere historische Verantwortung: Um unsere Geschichte selbstbestimmt zu schreiben, müssen wir die zentralen Kategorien und Figuren aktualisieren, in denen wir uns reflektieren, verhandeln und einrichten.
Ausgewählte Bücher
Organisationen hacken
Organisationen müssen sich angesichts vielfältiger Krisen rasch und gründlich wandeln. Doch wie gelingt das unter hohem Zeit- und Handlungsdruck? Der Marsch durch die Institutionen endet oft an versperrten Türen der Struktur oder Kultur. Statt an ihnen nur zu rütteln, können unkonventionelle und subversive Praktiken neue Tore zur Transformation öffnen. Was wäre also, wenn die Lösung darin bestünde, die Regeln zu brechen, die unsere Lebensgrundlagen gefährden?
Organisationshacker*innen stellen sich der Zerstörung entgegen. Stets am Erwartbaren vorbei hacken sie das Neue in die Welt. Sie zeigen: Nachhaltige und demokratische Organisationen sind möglich und gestaltbar. In 23 Gesprächen mit Organisationshacker*innen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erkunden Lars Hochmann und Sebastian Möller gemeinsam mit den Beitragenden Einfallstore in eine nachhaltige Arbeitswelt.
2024, Hrsg. mit Sebastian Möller, München, oekom
Das Imaginäre der Unternehmung
Was eine Gesellschaft unter »Wirtschaft« versteht, ist folgenreich. Denn an diesem Begriff bemisst sich auch, wie solidarisch oder selbstbezüglich diese Gesellschaft sich und ihren Stoffwechsel mit der Natur gestaltet. Inmitten zahlreicher Krisen stellt Lars Hochmann die ökonomischen Grundannahmen der Gegenwart auf den Prüfstand und versucht, ein reflexives Vokabular für das Verständnis von Wirtschaft und Gesellschaft zu begründen. Mit einem Blick zurück nach vorn reformuliert er die Unternehmung als Selbstgestaltungskraft der Gesellschaft und behauptet: Wirtschaft gibt es nicht – wir müssen sie unternehmen.
2022, Frankfurt am Main und New York, Campus
Economists4Future
Hunderttausende Schülerinnen und Schüler beharren auf eine konsequente Klimapolitik. Eltern, Lehrer*innen, Unternehmer*innen und viele weitere Menschen solidarisieren sich mit ihnen, darunter über 26.000 scientists4future aus diversen Disziplinen. Nur die etablierten Wirtschaftswissenschaften schweigen. Das ist kein Zufall, denn ihr Denkstil hat wesentlich zu den Krisen der Gegenwart beigetragen: Denn eins haben Klimakrise, Finanz- und Wirtschaftskrise ebenso wie die Corona-Pandemie gemein: Sie entlarven die Fragilität unserer Wirtschaft und zeigen, wie abhängig wir uns als Gesellschaft von ihr gemacht haben.Zeit für die Wirtschaftswissenschaften, die Gebetsmühle aus Effizienz und Eigennutz zu zerschlagen und neue Visionen für eine bessere Welt aufzuzeigen.
2020, Hrsg., Hamburg, Murmann
Digitale Agonistik
Die Gestaltung der so oder anders digitalisierten Gesellschaft ist in vollem Gange. Changierend in den Wirkungen und polarisierend in den Reaktionen erschaffen die digitaltechnologischen Umwälzungen der Gegenwart eine widerspruchsvolle Gemengelage aus Freiheiten und Unterwerfungen.
Lars Hochmann, Stephanie Birkner und Hans Jürgen Heinecke zeigen: Das unpolitische Reden über "Digitalisierung" ist an sein Ende gekommen. Wer heute vom Digitalkapitalismus nicht sprechen will, soll auch von "Digitalisierung" schweigen. Denn ob diese die Welt rettet oder ihren Untergang herbeiführt, ist richtungsweisend eine Frage von strategischen Unternehmenspolitiken, die jene oder eben auch eine ganz andere Gesellschaft entwerfen und gestalten.
2020, mit Stephanie Birkner und Hans Jürgen Heinecke, Marburg, metropolis
Möglichkeitswissenschaften
Zukunft ist keine Tatsache, die sich einstellt, sie wird imaginiert, ermöglicht, durchgesetzt. Doch während das Ringen um eine lebenswerte Zukunft die visionäre Verständigung der Vielfalt der Verschiedenen, mitunter Fremden, braucht, drückt eine ökonomisch beförderte Fantasielosigkeit der Gegenwart zunehmend die Luft ab.
Bestimmte Wissenschaften hingegen, die der Fantasie Futter geben, was warum wie wo noch möglich ist, können einen visionären und reflektierten Boden für ein lebenswertes Zusammenleben schaffen. Solche Wissenschaften sind 'Möglichkeitswissenschaften' (Reinhard Pfriem).
Dieses Buch versammelt zur Feier des 70. Geburtstages von Reinhard Pfriem fachübergreifende Erkundungen dazu, was es heißen kann, Ökonomie mit Möglichkeitssinn zu betreiben.
2019, Hrsg. mit Silja Graupe, Thomas Korbun, Stephan Panther und Uwe Schneidewind, Marburg, Metropolis
Vom Nutzen und Nachteil der Ökonomik für das Leben
Gleichmut ist die politische Signatur der gegenwärtigen Wissenschaft des Ökonomischen: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Wirtschaftswissenschaften durch einen Denkstil geprägt, der nicht nur übergriffig ist – er tendiert auch zur gewaltförmigen Durchsetzung geschichtsphilosophischer Eindeutigkeiten. Die gesellschaftliche Vollzugswirklichkeit dieses abtötenden Denkens charakterisiert sich als Abschaffung des politischen Streits und Ringens darum, diese Welt besser zu machen.
Lars Hochmann weigert sich, diesen Skandal länger hinzunehmen: Für Optimismus zu skeptisch – jedoch nicht frei von Hoffnung und Lust –, zeigt er, dass und wie den Wirtschaftswissenschaften die Liebe zur Welt noch immer ein Weg sein kann.
2018, Bielefeld, transcript
Die Aufhebung der Leblosigkeit
Die Not der als anwendungsorientiert apostrophierten Betriebswirtschaftslehre ist folgende: Sie möchte die wirklichen Probleme der wirklichen Welt anpacken und kennt nur den verdinglichten Stern funktionalistischer Apriori: Es wird objektiviert, definiert, gerechnet - es werden leblose Konzept-Korsette für Gestalten geschnürt, die mit dem Schatten zur Sonne figurieren. Zukunftsfähige Wirtschaftswissenschaft geht anders.
In diesem Buch wird das praxis- und naturtheoretische Plädoyer in Anschlag gebracht, dass Betriebswirtschaftslehre nur als kritische Wissenschaft von der Praxis des Unternehmens sinnvoll betrieben werden kann. Das zentrale Anliegen ist, dazu die stillschweigend-theoretische Sphäre klassischer Narrative des Unternehmerischen in einer genealogischen Spurensuche durch das 20. Jahrhundert analytisch sichtbar zu machen, und so, konstruktiv gewendet, praxis- und naturtheoretisch gegen den Strich zu bürsten. Mit diesem Vorgehen verbunden ist die Erwartung, die Lebendigkeit von Natur in Theorie und Praxis des Unternehmens klarer und differenzierter als bislang zur Geltung bringen zu können.
Wenn es uns also überhaupt noch ein Anliegen sein sollte, Zukünfte lebenswert zu gestalten, dann führt vermutlich kein Weg daran vorbei, dem Projekt der Aufhebung der Leblosigkeit den Not-wendenden Raum zur Entfaltung zu gewähren.
2016, Marburg, metropolis