Wissenschaft ist eine der besten Erfindungen der Menschheit. Gleich nach Feuer, Sprache und irgendwas mit Käse zu überbacken. Umso bedrückender ist der aktuelle Academic Freedom Index:
„Der Bericht weist auch auf den Wahlerfolg pluralismusfeindlicher Parteien als mögliche Ursache für den Rückgang der akademischen Freiheit hin. Anhand von Daten aus einem Zeitraum von 50 Jahren zeigt er auf, dass die akademische Freiheit in Gefahr ist, wenn pluralismusfeindliche Parteien an die Regierung kommen.“
Das mulmige Gefühl der letzten Monate wird also messbar. Ohne Freiheit zur Wissenschaft droht Freiheit von Wissenschaft. Davon profitieren einige wenige zulasten der Gesellschaft. Denn Wissenschaftsfreiheit bedeutet nicht, dass Wissenschaft der Gesellschaft nicht dienen soll. Der Sinn ihrer Zweckfreiheit liegt vielmehr darin begründet, der Gesellschaft auf eine spezifische, nämlich kritische Weise dienen zu können. Weil Wissenschaft sich weder dem Zeitgeist noch den je Herrschenden andient, heißt ihre Freiheit vor allen Dingen: Unbestechlichkeit.
Nur dann, wenn ihre Freiheit gewährleistet ist, kann Wissenschaft der Gesellschaft unbestechlich dienen. Das schmeckt freilich jenen politischen Kräften wenig, die Meinung mit Wissen und Wissen mit Gewissheit verwechseln. Ihre Diskursstrategie des Lügens und Herbeifantasierens zielt auf genau das Gegenteil: Es geht nicht um die einzelne Unwahrheit, sondern darum, die Idee der Wahrheit selbst zu attackieren - und damit alles, wofür Wissenschaft steht. Wenn niemand mehr weiß, was wem geglaubt und was gedacht werden darf, was gewusst werden kann, wo die Grenzen der Begriffe liegen und an welche Voraussetzungen sie geknüpft sind, dann können wir uns nicht mehr verständigen.
Das zerstört die Demokratie. Denn Demokratie beinhaltet das Versprechen, dass die einen ihr Leben so und die anderen ihr Leben eben anders leben können. Sie setzt damit die Verständigung der Vielfalt der Verschiedenen voraus und benötigt dafür ein plurales Vokabular. Ohne Verständnis füreinander gibt es keine Verständigung untereinander. Das bedeutet, dass ich Willens und in der Lage sein muss, ein Argument zu führen, ohne es mir zu eigen zu machen. Die Mehrdeutigkeiten und Widersprüchlichkeiten, die dabei entstehen, müssen wir auszuhalten lernen.
Das ist nicht leicht. Doch es ist möglich. Die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung ist dafür eine Geschichte des Gelingens. Als Impacthochschule betreiben wir Wissenschaften und Bildung von unserer gesellschaftlichen Verantwortung her; und als Mitmachhochschule eröffnen wir dabei breite Möglichkeiten für Partizipation und Teilhabe. Schau mal vorbei: www.hfgg.de
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